In zahlreichen Medien wurden die Überlegungen des Vorsitzenden der wienweiten Personalvertretung, dem Zentralausschuss (ZA) und Fraktionsführer des Team Thomas Krebs fcg – wiener lehrerInnen, zitiert, ein Aussetzen des Familiennachzugs zu fordern, um den Wiener Schulen eine Beruhigungsphase zu ermöglichen. Diese Forderung basiert auf Berichten vieler KollegInnen, die zeigen, dass verschiedene Faktoren sie am Unterrichten hindern.
KollegInnen haben beispielsweise mitgeteilt, dass sie in den Klassen vermehrt Hilfs-Polizeiarbeit leisten müssen, da einige SchülerInnen gewalttätig und extremistisch sind. Andere berichten über hilfsärztliche Tätigkeiten, da ein wachsender Bedarf an ärztlicher Betreuung unter den SchülerInnen besteht. Zudem ist Psychosozialarbeit für viele Lehrkräfte zur Routine geworden, da immer mehr SchülerInnen entsprechenden Support benötigen und das Personal dafür fehlt. Dies führt dazu, dass Lehrerinnen und Lehrer immer weniger Zeit für ihre Hauptaufgabe, das Unterrichten, haben. Dies wiederum hat zur Folge, dass Pädagoginnen und Pädagogen an Wiener Pflichtschulen oft unzufrieden mit ihrer Arbeit sind, was zunehmend zu gesundheitlichen Problemen führt.
Zusätzlich erschwert das Versäumnis der Bundes- und Landesregierung die Lage weiter, da SchuldirektorInnen täglich Kinder und Jugendliche einschreiben müssen, die nicht nur kein Deutsch verstehen, sondern auch in ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert sind und keine sozialen Voraussetzungen für den Schulbesuch in Wien mitbringen. Diese Situation führt dazu, dass PädagogInnen diese SchülerInnen in bereits überfüllten und extrem heterogenen Klassen unterrichten sollen.
Es ist mittlerweile allgemein anerkannt, dass diese Herausforderungen nicht länger ignoriert werden können. Auch in der Politik gibt es Anzeichen eines Umdenkens, wie etwa die Forderung des steirischen Landeshauptmanns nach einem Aussetzen des Familiennachzugs zeigt.
Einige Menschen - auch in der Politik - bezeichnen das Aussetzen des Familiennachzugs als inhuman und sind der Meinung, dass die Schulen mit der Situation irgendwie zurechtkommen werden. Dennoch sollte es meiner Meinung nach in dieser Diskussion keine Denkverbote oder Tabus geben, wenn es um das Wohl unserer Schulen geht. Die Erhaltung der Wiener Pflichtschulen hat höchste Priorität, und wir sind den Menschen, die bei uns leben, verpflichtet. Dies habe ich den Medien gegenüber klargemacht. Es ist unmöglich, monatlich hunderte SchülerInnen aufzunehmen und gleichzeitig zu sehen, wie die Wiener Pflichtschulen damit überfordert sind.
Zwei Umfragen zu diesem Thema haben gezeigt, dass eine klare Mehrheit der Kollegenschaft diese Forderung unterstützt. Um den Unterricht in den extrem heterogenen Klassen der Wiener Pflichtschulen in ausreichender Qualität zu gewährleisten und die bestehenden Probleme anzugehen, ist es notwendig, die Klassenschülerzahl möglichst gering zu halten. In zu großen Klassen sind gezielte Sprachförderung und notwendige Differenzierung nicht durchführbar.
Thomas Krebs in ServusTV am 4.5.2024 zum Thema Familiennachzug